Um den Gasometer in Oberhausen schleiche ich schon seit ein paar Jahren wie die Katze um den heißen Brei. Seine abendliche blaue Beleuchtung ist weithin sichtbar. Seine Erscheinung ist echt imposant. Ein Leuchtturm des Ruhrgebiets. Aber wie muss man sich eine Ausstellung in einem ehemaligen Gasturm vorstellen ? Kurz gesagt: Man muss es selbst erlebt und gesehen haben!

Höchste Veranstaltungshalle Europas

Der 117 Meter hohe Gasbehälter der Ruhrkohle AG wurde 1993/1994 zur höchsten Veranstaltungshalle Europas umgebaut. Kurz vorher war der Abriss eigentlich schon beschlossene Sache, aber letztendlich kaufte die Stadt Oberhausen den Turm und integrierte ihn in die Neue Mitte Oberhausen. Noch im selben Jahr fand dort schließlich die erste Ausstellung “Feuer und Eis” statt und begeisterte direkt im Premierenjahr über 460.000 Besucher. Seitdem war klar, dass hier eine der außergewöhnlichsten Veranstaltungsorte Europas entstanden ist. In den Folgejahren reihte sich eine erfolgreiche Ausstellung an die nächste. 2013 gab sich sogar der Verpackungskünstler Christo mit seinem “Big Air Package” die Ehre. Die letzte Ausstellung “Wunder der Natur” wurde von insgesamt 1.350.000 Millionen Besucher angeschaut. Rekord! Sie endete im Dezember 2017 und machte Platz für die aktuell laufende Ausstellung “Der Berg ruft”, die vor kurzem erst bis Oktober 2019 verlängert wurde.

Gasometer Oberhausen - Der Berg ruft

Der Berg ruft

Die sehenswerte Ausstellung zeigt über zwei Etagen die Vielfalt und Faszination der Bergwelt. Insbesondere durch die wirklich erstklassigen Fotos taucht man vollends in die Thematik ein und nimmt regelrecht teil an den teils legendären Besteigungen der berühmten Gipfel dieser Welt. Großartige Triumphe und dramatische Niederlagen liegen hier dicht beieinander. Großformatige Naturfotos zeigen wie in den gewaltigen Gebirgsmassiven einzigartige Lebenswelten für Tiere und Pflanzen entstanden sind.

Bisher war das Thema Bergwelt für mich “ganz nett”. Wahrscheinlich, weil ich auch selbst noch nie auf einen richtigen Berg gestiegen bin, aber während dieser Ausstellung hat man mehr als einmal das Gefühl, selbst auf den Dächern der Welt gewesen zu sein. Die absolut spektakulären Fotos ziehen einen förmlich in ihren Bann und man kommt nur schwer davon los. Zumindest solange, bis man die Stufen ins große Dunkel hinauf steigt …

Gasometer Oberhausen - Der Berg ruft - Matterhorn (c) freisein Photography by Dirk Marx

Das Matterhorn kopfüber

Der Höhepunkt der Ausstellung ist die monumentale Nachbildung des Matterhorns. Der legendäre Berg wird anhand modernster 3D-Projektionen im Wechsel der Tages- und Jahreszeiten eindrucksvoll im 100 Meter hohen Luftraum des Gasometer in Szene gesetzt. Die imposante Skulptur schwebt seitenverkehrt im riesigen Raum und spiegelt sich im Fußboden der obersten Ausstellungsebene. Auf kreisförmig angelegten Stufen kann man sich auf Sitzkissen niederlassen um diesem Schauspiel wirklich alle Sinne widmen zu können. Der sphärische Raumklang von Soundkünstler Samuel Aguilar rundet das Erlebnis perfekt ab. Hier ist wirklich jeder andächtig. Man kann es einfach schwer beschreiben. Man muss es gesehen und erlebt haben.

Hoch hinaus

Wer nach diesem Augen- und Ohrenschmaus noch nicht genug schwebt, der steigt in den Aufzug und lässt sich bis unter das Dach befördern. Während der gesamten Fahrt hat man die imposante Installation im Blick und bekommt auch hier nochmal eine Vorstellung davon, wie riesig und aufwändig dieses künstliche Matterhorn eigentlich ist. Damit du auch eine Vorstellung davon bekommst wovon ich rede, habe ich dir mal eines der offiziellen Videos herausgesucht:

Anschließend geht es noch ein paar Treppen hinauf und man steht in etwa 117 Metern Höhe auf dem Dach des Gasometer. Was für ein Ausblick!

Absolut empfehlenswert

Diese Ausstellung ist der pure Wahnsinn. Ich habe natürlich keinen Vergleich zu den früheren Ausstellungen im Gasometer, aber das was hier geboten wird, ist im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend. Wenn die anderen Ausstellungen auf ähnlichem Niveau waren, dann ärgere ich mich schwarz, nicht schon vorher hier gewesen zu sein. Als Fotograf/in und Naturliebhaber/in geht dir hier das Herz auf. Es ist ein wilder Ritt über die Dächer dieser Welt, mit der virtuellen Besteigung des Matterhorns als Höhepunkt. Die Stunden vergingen wie im Flug und ich kann mir sogar vorstellen, vor Oktober nochmal herzukommen. Solltest du jetzt auch einen Besuch planen, dann gebe ich Dir einen guten Rat:

“Komme nicht unbedingt zum fotografieren her, sondern zum erleben.”

Die Ausstellung “Der Berg ruft” läuft noch bis Oktober 2019 im Gasometer Oberhausen. Der Eintritt kostet regulär zehn Euro aber es gibt natürlich auch die üblichen Ermäßigungen für Kinder, Schüler, Gruppen, etc. Selbst eine Dauerkarte ist mit 25 Euro verhältnismäßig günstig. Tickets bekommt man entweder direkt an der Tageskasse oder vorab online per Ticketmaster. Parkplätze sind ausreichend vorhanden und zu unserer Überraschung sogar kostenlos. Wahrscheinlich liegt das an der Nähe zum Centro Oberhausen, aber hey es ist heutzutage echt nicht mehr selbstverständlich und deshalb eine Erwähnung wert.

Aufgrund des großen Besucherandrangs, kann ich dir nur raten möglichst zu Nebenzeiten zum Gasometer zu fahren. Also nicht gerade an einem Sonntag nach dem Mittagessen 😉 Wir waren “zwischen den Tagen” und an einem Sonntagvormittag direkt zur Öffnung um 10 Uhr dort und es war noch schön leer. Man konnte die Ausstellung und besonders die tollen Fotos noch genießen, ohne das alle paar Sekunden jemand durchs Bild gelaufen ist. Ein paar Stunden später war es bereits sehr viel voller und die ruhige Stimmung wich einer gewissen Hektik, die einem den Besuch unter Umständen etwas verleiden könnte. Wenn du die Ausstellung von ihrer besten Seite und mit all ihrer Wucht erleben möchtest, dann sei früh hier und genieße die ruhige Phase, bevor gegen Mittag die ersten Busse und Wellen an Besuchern herein strömen.

Weitere Informationen bekommst du auf https://www.gasometer.de