Während dicke Regentropfen ans Fenster prasseln, wanderte mein Blick sehnsüchtig auf meine “Emmi” (Ein spleeniger Nickname für meine Olympus E M-5 II). Da liegt Sie und schreit förmlich “Ich will fotografieren!”. Aber wohin soll es gehen, wenn es Bindfäden regnet? In ein Museum! Aber nicht in irgendein Museum, sondern in die Kunstsammlung NRW (K21) nach Düsseldorf. Ich wurde durch die “in Orbit” Installation des Künstlers Tomás Saraceno auf das Museum aufmerksam und es hat sich mehr als gelohnt. Begleite mich auf einen fotografischen Streifzug durch eines der (meiner Meinung nach) vielfältigsten Museen in Nordrhein-Westfalen.
K21 – Einer von drei Ausstellungsorten der Kunstsammlung NRW
Wer im Internet nach “Kunstsammlung NRW” sucht, der bekommt gleich drei Ausstellungsorte als Ergebnis. Was anfangs etwas verwirrend erscheint, löst sich aber nach kurzem weiterlesen schnell auf. Zuerst entstand 1986 das K20 am Grabbeplatz, dessen Programm sich weitestgehend in “Kunst vor 1945” sowie “Kunst nach 1945” aufteilt. Zu den ständigen Ausstellungsstücken gehören u.a. Werke von Pablo Picasso, Paul Klee, Joseph Beuys, Andy Warhol oder Jackson Pollock sowie auch von Gegenwartskünstlern wie z.B. Tony Cragg, Gerhard Richter oder Katharina Fritsch. Aber hierzu schreibe ich bisher nur aus der Theorie, denn das K20 steht als nächstes auf dem Plan!
Dann gibt es noch das Schmela Haus in der Altstadt. Das 1971 erbaute Galeriegebäude beherbergte zunächst die Exponate des Kunsthändlers Alfred Schmela und erweitert seit 2009 das Angebot der Kunstsammlung NRW. Seit 2011 wird das Schmela Haus auch wieder für Ausstellungen genutzt.
Unser Hauptaugenmerk liegt diesmal allerdings auf dem zweiten großen Standbein der Kunstsammlung NRW, dem K21 im Ständehaus. Das Gebäude wurde 1880 im Stil der Neorenaissance erbaut und zuletzt bis 1988 vom Landtag NRW als Tagungsstätte genutzt. Nach mehrjährigem Leerstand wurde das Ständehaus 2002 als zeitgemäßes und eindrucksvolles Museum der Kunstsammlung NRW wiedereröffnet. Dazu gehören die große Piazza im Innenhof und die riesige Glaskuppel mit reichlich Platz für Wechselausstellungen direkt unter dem Dach.
Von unten nach oben – Die “Parallax Symmetry” von Carsten Nicolai
Unser fotografischer Streifzug durch das Museum beginnt im (U)ntergeschoss. Hier eröffnete Ende September 2019 die Parallax Symmetrie von dem deutschen Künstler und Musiker Carsten Nicolai alias noto bzw. alva noto. Der Titel der Ausstellung spielt auf das physikalische Phänomen der Parallaxe (von altgriechisch parállaxis, “Veränderung, Hin- und Herbewegen”) an, das die scheinbare Änderung der Position eines Objekts bezeichnet, sobald sich der Blickwinkel verändert. Die Ergänzung “Symmetry” leitet sich u.a. von der Polarität von Schwarz und Weiß sowie Hell und Dunkel ab.
Etwa 40 multimediale Arbeiten geben einen Einblick in das Werk des Künstlers und Musikers, der seit den frühen 1990er Jahren an den Schnittstellen von Naturwissenschaft, Musik und bildender Kunst arbeitet. Nicolai erzeugt mit Licht und elektronischen Klängen minimalistische Installationen, Sound Performances und Visualisierungen von physikalischen Phänomenen (beispielsweise mit einem Laser). Der weitläufige Raum im Untergeschoss dient als offenes Set für seine vielfach auf Interaktion angelegten Arbeiten. Ich mag Ausstellungen die alle Sinne ansprechen. Etwas Interaktion, etwas zum Hören und etwas zum Schauen.
Zwischen den Welten – Auf den Etagen und in den Gängen des K21
Die folgenden Bilder sind losgelöst von bestimmten Ausstellungen auf dem Weg nach oben entstanden. Mal war das Treppenhaus interessant, dann waren es wieder Teile einer Ausstellung oder eine Szene die mir fotografisch gefallen hat. Dabei habe ich zum wiederholten Male die Erfahrung gemacht, dass es auch in einem gut besuchten Museum teilweise echt lange dauern kann, bis endlich mal ein Mensch genau in die Szene läuft, die man sich fotografisch ausgesucht hat. Aber meist hat es dann doch innerhalb weniger Minuten geklappt. Geduld ist eine Tugend und Kunst entschleunigt ja sowieso. Viel Spaß beim fotografischen Aufstieg zum Dach …
Bis unters Dach und weiter – “In Orbit” von Tomás Saraceno
Die vierte Etage ist auch zugleich die höchste des Museums. Man steht direkt unter der imposanten Glaskuppel und hat einen fantastischen Rundblick auf die Stadt. Aber deswegen sind wir nicht hier. Der Hauptgrund ist bereits vom Erdgeschoss gut sichtbar und wirkt hier oben gleich doppelt imposant – Die “in Orbit” Installation des Künstlers Tomás Saraceno.
Die riesige Rauminstallation schwebt in über 25 Metern Höhe über der Piazza des K21. Das begehbare Kunstwerk ist eine Konstruktion aus Stahlnetzen, die in drei Ebenen unter der gewaltigen Glaskuppel aufgespannt sind. In dem 2.500 Quadratmeter umfassenden Stahlnetz sind zudem fünf riesige und mit Luft gefüllte Ballons als “Sphären” platziert. Beim Anblick der Konstruktion ist man fasziniert und beängstigt zugleich. “Hält das wirklich ? Das schwingt ja ganz schön” denkt man sich unweigerlich. Aber es hält – Natürlich tut es das.
Wer das Kunstwerk betreten möchte, bekommt leihweise einen Overall und stabile Trekkingschuhe ausgehändigt. Schließlich soll sich niemand die Klamotten oder mehr ramponieren. Die Installation wirkt wie ein Wolkenmeer oder wie ein Kosmos mit scheinbar schwebenden Planeten in der Schwerelosigkeit. Obwohl die gesamte Installation mehr als drei Tonnen wiegt, sieht die Szenerie aus gewisser Entfernung trotzdem sehr elegant aus. Die Wagemutigen nehmen die Museumsbesucher in der Tiefe wie winzige Figuren in einer Miniaturwelt wahr. Umgekehrt erscheinen die Menschen in ihren Overalls da oben im Netz wie Astronauten oder fliegende Akrobaten. Wer nur zuschauen bzw. fotografieren möchte, kann ganz bequem auf der obersten Etage flanieren.
Mehr als ein Tipp für verregnete Tage
Das K21 der Kunstsammlung NRW hat uns umgehauen. Endlich mal wieder ein modernes Museum zum anfassen und erleben. Mit einem Kopf voller Eindrücke und Inspirationen sind wir noch erschöpft aber beseelt in das stilvoll eingerichtete Café im Erdgeschoss eingekehrt. Hier kann man, begleitet von einem leckeren Kaffee nebst Küchlein, hervorragend verweilen und die Gedanken sortieren. Der Austausch über das Erlebte ist mindestens genauso wertvoll wie das Erlebte selbst.
Der Eintrittspreis für Erwachsene liegt bei angemessenen 12,00 Euro. Wir haben uns für das Kombiticket entschieden. Damit kommt man für 18,00 Euro in das K20 und K21. Der Clou ist aber, dass man nicht am selben Tag in beide Museen muss, sondern sogar zwei Monate Zeit hat, beide Museen zu besuchen. Ich glaube uns wäre der Kopf explodiert, wenn wir nach knapp fünf Stunden K21 auch noch das K20 besucht hätten. Apropos besucht: Zwischen beiden Museen fährt alle 30 Minuten ein Shuttlebus für bis zu acht Personen. Das nenne ich doch mal Besucherservice. Ein Jahresticket für beide Museen kostet sogar nur 39,00 Euro. Damit bekommt man ein Jahr lang freien Eintritt in BEIDE Museen. Inklusive aller Sonder- und Dauerausstellungen.
Weitere Informationen bekommst du auf https://www.kunstsammlung.de
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